02 Okt

Peer-Teaching: Erfahrungen und Konzeptentwicklung nach 3 Semestern

Gastbeitrag von Bettina Bürkin

Peer-Teaching-Seminar im Sommersemester 2017. Foto: Astrid Untermann, Universität Hohenheim

Hintergrund & Team

Mit der 2. Förderperiode des Projektes Humboldt reloaded entstand die Idee, ein weiteres Lehr- und Lernformat zu auszuprobieren, bei dem Studierende selbst in die Lehre eingebunden werden. Die Grundgedanken waren 1) Studierende dafür zu motivieren, sich mehr in den Lehrveranstaltungen zu beteiligen, 2) den Studierenden durch den Perspektivenwechsel vom Lernenden zum Lehrenden einen neuen Blick für die eigene Studiensituation bzw. das eigene Studienverhalten zu schaffen und 3) durch Vermitteln des eigenen Wissens nachhaltigeres Lernen zu erzielen. Unterstützend und begleitend sollten erfahrene HR-Teilnehmer als gleichaltrige oder ebenbürtige sogenannte „Peer-Teacher“ in Humboldt reloaded-Seminare integriert werden.

Die Entwicklung des Peer-Teaching-Konzeptes und die Durchführung darauf angepasster Pilot-Seminare übernahm der Lehrstuhl für Dienstleistungsmanagement von Prof. Dr. Hadwich. Studentische Hilfskräfte unterstützen dabei vor allem mit wertvollen Kompetenzen und mit ihrer Studierendenperspektive. So wurden für die „pädagogische Brille“ Wirtschaftspädagogikstudierende in der Anfangsphase der Konzeptentwicklung eingebunden und für das 3. Seminar eine Teilnehmerin des 2. Peer Teaching-Seminars.

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18 Jul

Forschendes Lernen in den USA. Ein Tagungsbericht.

Die Universität Hohenheim ist mit den Mitarbeitern von Humboldt reloaded in Sachen Forschendes Lernen innerhalb Deutschlands gut vernetzt und in mehreren hochschulübergreifenden Kooperationen engagiert. Aber wie sieht es eigentlich in anderen Ländern mit Forschendem Lernen aus? Wie ist dort der Stand, wo werden Akzente gesetzt?

In Vorbereitung für die internationale Fachtagung zu Forschendem Lernen „focus URE. Underpinnings, Requirements, and Effects of Undergraduate Research Experiences“, die von 5. bis 7. Juni 2019 in Hohenheim stattfinden wird, waren zwei Hohenheimerinnen bei der diesjährigen Konferenz des US-amerikanischen Council on Undergraduate Research in Washington D.C.

Das VIP-Treffen 2018: Abraham Lincoln und Wilhelm von Humboldt (reloaded)

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18 Dez

Wie kann kompetenzorientiertes Prüfen in forschungsbezogener Lehre gelingen? Ein Tagungs- und Werkstattbericht

Am 17.11.2017 fand die Tagung „Integrierte Evaluation der Hochschullehre – Förderung und Prüfung von Forschungskompetenzen in der Hochschullehre“ von regional vernetzten Projekten aus dem Qualitätspakt Lehre statt, zu der sich 54 Teilnehmer/innen der Universität Freiburg, Pädagogischen Hochschule Freiburg, Pädagogischen Hochschule Heidelberg und Universität Hohenheim und einige Gäste angemeldet hatten.

Tagung zu Integrierter Evaluation sowie Förderung und Prüfung von Forschungskompetenzen in der Hochschullehre

Christopher Gess und Monika Sonntag von der Humboldt Universität zu Berlin führten in ihrem gemeinsamen Vortrag „Förderung und Prüfung von Forschungskompetenzen in der forschungsbezogenen Hochschullehre“ in einen thematischen Schwerpunkt der Tagung ein. Sie dimensionierten „forschungsbezogen“ anhand der Kriterien „Inhaltlicher Schwerpunkt“ (Forschungsergebnisse, Forschungsmethoden, Forschungsprozess) und „Aktivitätsniveau der Studierenden“ (forschend, anwendend, rezeptiv) und stellten die Ergebnisse einer Umfrage von Janina Thiem von der Universität Oldenburg mit 39 Lehrenden zur Prüfung von Forschungskompetenzen vor. Weiterlesen

06 Sep

Lernzielorientierte Didaktik vs. Constructive Alignment

In zwei früheren Beiträgen hat meine Kollegin Friederike Hoffmann bereits das didaktische Konzept des Constructive Alignment nach Biggs und Tang (1999) vorgestellt, das derzeit maßgeblich die theoretische Ausrichtung der Hochschuldidaktik bestimmt. In diesem Beitrag möchte ich ein sehr ähnliches didaktisches Modell vorstellen, das im deutschsprachigen Raum bereits vor einigen Jahrzehnten in der Schulpädagogik entwickelt wurde, und dieses in Zusammenhang mit dem Constructive Alignment setzen: die Lernzielorientierte Didaktik nach Möller (1976).

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Quelle: HDZ Baden-Württemberg

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22 Mrz

Constructive Alignment 2 – Lernziele formulieren

Nun hatte ich ja vor einiger Zeit einen Artikel zum Constructive Alignment geschrieben und möchte dieses Thema nun gerne fortsetzen. Zum Verständnis des Konzepts, das ich in meinem letzten Artikel beschrieben hatte, gibt es mittlerweile auch einen schönen, kurzen Film. Dieser ist in einem vom Land Baden-Württemberg geförderten Projekt zur Erstellung eines Oline-Moduls entstanden und zeigt in aller Kürze nochmals die Eckpunkte des Constructive Alignments auf:

Vor allem soll es in diesem Artikel aber um unterschiedliche Formen von Lernzielen gehen. Lernziele können auf verschiedenen Ebenen festgelegt werden. So können Lernziele für einen ganzen Studiengang verfasst werden, in denen deutlich wird, wozu Studierende in diesem Studiengang befähigt werden. Sie können sich aber auch auf eine einzelne Lehrveranstaltung oder eine Lehrsequenz beziehen. Die Formulierung von Lernzielen ist nicht immer ganz einfach. Dabei können Lernzieltaxonomien hilfreich sein. So zum Beispiel die Taxonomie kognitiver Lernziele nach Bloom et al. Sie hilft einerseits, passende Verben für die Formulierung der Lernziele zu finden und andererseits die Lernziele einem Komplexitätsgrad zuzuordnen.

Taxonomie Bloom

John Biggs und Catherine Tang empfehlen die Formulierung von  fünf bis sechs Lernzielen für eine Lehrveranstaltung. Dabei sollte darauf geachtet werden, sich tatsächlich auf die Beschreibung dessen zu konzentrieren, wozu der Kurs die Studierende am Ende des Semesters befähigt haben sollte. Dies sollte möglichst genau erfolgen.

Hierzu ein Beispiel: In einer Beschreibung zu einem Kurs steht der Satz: „Die Studierenden sollen das Konzept der freien Marktwirtschaft verstehen.“ Dieses Lernziel ist sehr ungenau, denn es wird nicht deutlich, was mit Verstehen gemeint ist: Sollen die Studierenden eine Definition wiedergeben können? Sollen sie dazu in der Lage sein, Unterschiede zwischen freier Marktwirtschaft und Planwirtschaft zu benennen?

Deutlicher wäre zum Beispiel folgendes Lernziel: „Die Studierenden können das Konzept der freien Marktwirtschaft in eigenen Worten beschreiben.“ Präzise formulierte Lernziele verweisen bereits auf die Lehrmethoden: Es wird darum gehen, mit den Studierenden zu üben, das Konzept beschreiben zu können. Zudem auf die Prüfung: In der Prüfung werden die Studierenden das Konzept in eigenen Worten beschreiben müssen. Hierzu mehr in einem nächsten Artikel….

11 Mrz

Fragen zum Bildungsauftrag der Universität – Teil 1

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Foto:  Universität Hohenheim/Saja Seus

Einer meiner letzten Blogartikel hatte das Thema „Curriculumentwicklung“. In den Wochen danach bin ich, mehr oder weniger zufällig, über Artikel und Gesprächsrunden gestolpert, die sich mit dem Thema „Bildung und Ausbildung“ beschäftigen.

Fragen wie „Was ist Bildung (heute)?“, „Was bedeutet Ausbildung?“, „Wie versteht sich die Universität (heute) und welchen Bildungsauftrag hat sie?“, Weiterlesen

29 Jan

Kleines Panorama der deutschen Forschendes-Lernen-Landschaft

Forschendes Lernen und forschungsorientierte Lehre erscheinen in den Natur- und Lebenswissenschaften ganz selbstverständlich. Seit dem Qualitätspakt Lehre, einem Bund-Länder-Programm, schreiben sich viele deutsche Hochschulen mit den verschiedensten Fachdisziplinen Forschendes Lernen und forschungsorientierte Lehre auf die Fahnen und die Beschäftigung mit dieser Lehrform hat eine bemerkenswerte Dynamik angenommen.

Unter anderen wird sich an folgenden Hochschulen explizit mit forschungsorientierter Lehre beschäftigt:  Humboldt Universität Berlin, Universität Göttingen, Universität Greifswald, Universität Oldenburg, Universität Tübingen, Karlsruher Institut für TechnologieFachhochschule Potsdam, Universität Hohenheim.

Im Rahmen des Qualitätspakts Lehre laufen auch Forschungsprojekte zur Untersuchung der forschungsorientierten Lehre an den deutschen Hochschulen. Ziel ist es, die Stellschrauben benennen zu können, wann diese Art des Lehrens und Lernens funktioniert, welche Formen sie einnehmen können, wie das Lernen in dieser Lehrform funktioniert und welche Kompetenzen dabei hauptsächlich entwickelt werden. Diese Forschungsprojekte heißen ForschenLernen und FideS und sind beides Verbundprojekte, denen viele Hochschulen ihre Erfahrungen mitteilen. Auch die Universität Hohenheim mit Humboldt reloaded ist in diesem Netzwerk aktiv und repräsentiert die Natur-, Agrar, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

In den Diskussionen über forschungsorientierte Lehre treffen verschiedene Fachdisziplinen aufeinander mitsamt ihren unterschiedlichen Vorstellungen von Forschung und Lehre. Die aktuellen Diskurse sind daher an dem Punkt angelangt, gemeinsam zu klären, welches Wissenschaftsverständnis einzelne Disziplinen haben. Was unterscheidet? Was sind gemeinsame Nenner? Um von dort aus weiter zu gehen zu gemeinsamen Grundlagen, unter welchen Bedingungen und in welchen Ausprägungen forschungsorientierte Lehre gelingen kann.

Während die Lehre so zunehmend an Qualität gewinnt, sind die Studierenden fleißig am Forschen. Passend dazu findet am 8. und 9. Juni 2016 an der Universität Oldenburg die erste Konferenz für studentische Forschung statt, bundesweit und fächerübergreifend.

22 Okt

Hörstück: Ziele und Aufgaben der Curriculumentwicklung

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Julia Hoen (l) und Carolin Niethammer (r)

Carolin Niethammer vom Institut für Erziehungswissenschaft der Uni Tübingen hat mich in Hohenheim besucht. Sie arbeitet im Projekt „Erfolgreich studieren in Tübingen (ESIT) – Innovative Curricula und praxisorientierte Lehrmodule entwickeln (ICPL)“.

Curriculumentwicklung befasst sich mit der Konzeption von Studiengängen im Hinblick auf die von den Studierenden aufzubauenden Komepetenzen während des Studiums. Dabei haben die Beteiligten eines Studiengangs idealerweise gemeinsame Richtziele und das anzustrebende Kompetenzprofil ihres Studienganges vor Augen. Diese geben das Gerüst vor, um daran orientiert, die eigene Lehrveranstaltung anzulegen.

Diese und andere Punkte werden im aufgezeichneten Gespräch zwischen mir und Carolin Niethammer besprochen:

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28 Mai

Hochschuldidaktische Ringvorlesungen

Von Zeit zu Zeit schaue ich, was andere hochschuldidaktische Einrichtungen ihren TeilnehmerInnen oder Interessierten anbieten. Dabei bin ich auf hochschuldidaktische Ringvorlesungen gestoßen. Sie werden z.B. angeboten von der TU Berlin unter dem Namen „Hochschuldidaktische Ringvorlesung„. Die Vorlesungen werden aufgezeichnet und online zur Verfügung gestellt.

Die Themen sind vielfältig:
„Vorlesungsaufzeichnung – technische Voraussetzungen und didaktische Konsequenzen“
„Systematic Development of University Teaching“
„Diversity in der Ingenieurausbildung: Lehre, Forschung, Organisation“

Zwei Videos habe ich ausgewählt, um Sie direkt auf unserem Blog zu zeigen: „Kompetenzorientiert Lehren, Lernen und Prüfen“ und „Didaktische Reduktion – Auswahl, Konzentration und Vereinfachung“.

 Für mich sind diese beiden Themen unmittelbar miteinander verknüpft und im Kern sagen sie:

  1. Machen Sie sich klar, welche Kompetenzen die Studierenden am Ende ihres Studiums, am Ende des Semesters, am Ende einer Stunde, erworben haben sollen.
  2. Definieren Sie Lernziele für Ihre Veranstaltung.
  3. Werden Sie sich bewusst, welche Lehr-/Lernmethoden Sie einsetzen müssen und welche Inhalte wirklich relevant sind, um diese Lernziele für Ihre Studierenden erreichbar zu machen.
  4. Werfen Sie Inhalte raus, die nicht notwendig sind, um das Ziel zu erreichen.
  5. Denken Sie aus der Perspektive der Studierenden.
  6. Es geht nicht darum, dass ich als Experte/Expertin mit meinem Fachwissen glänze. Es geht darum, Studierenden mit einer guten Veranstaltungsplanung ihren eigenen Weg durch ein Stoffgebiet finden und sich ihr eigenes Wissen und Kompetenzen aufbauen zu lassen.
  7. Die Prüfung muss anhand der angestrebten Lernziele und zu erreichenden Kompetenzen konzipiert werden.

Nun zum ersten Video: Weiterlesen

16 Feb

Wie prüft man „kompetenzorientiert“?

Im Zuge des Bologna-Prozesses kommt der Kompetenzorientierung grundsätzliche Bedeutung zu, mit dem Ziel, die Berufs- und Beschäftigungsfähigkeit der Studierenden zu erhöhen. Kompetenzorientierte Lehre erhebt den Anspruch, dass Studierende über den Wissenserwerb hinaus Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln, ihr Fachwissen problembezogen, methodisch und im sozialen Austausch anzuwenden. Die Einlösung dieses Anspruchs erfordert in der Praxis einen Perspektivwechsel hin zu studierendenzentrierten Lehr-/Lernprozessen („shift from teaching to learning“): Studiengänge, Module und Veranstaltungen sind nicht mehr in erster Linie über Inhalte eines Fachgebiets zu definieren, sondern dadurch, was Studierende nach erfolgreichem Abschluss können sollen. Dieser Perspektivwechsel stellt besondere Anforderung an die Prüfungspraxis, denn es gilt, nicht allein gelerntes Wissen abzuprüfen, sondern das Vorhandensein komplexer fachbezogener und überfachlicher Kompetenzen zu beurteilen, und Studierenden fachliche Rückmeldung zu ihrer Kompetenzentwicklung zu geben.

Gestaltung kompetenzorientierter Prüfungen

Prüfungsaufgaben und -formen erfüllen dann den Anspruch der Kompetenzorientierung, wenn Weiterlesen