28 Mai

Hochschuldidaktische Ringvorlesungen

Von Zeit zu Zeit schaue ich, was andere hochschuldidaktische Einrichtungen ihren TeilnehmerInnen oder Interessierten anbieten. Dabei bin ich auf hochschuldidaktische Ringvorlesungen gestoßen. Sie werden z.B. angeboten von der TU Berlin unter dem Namen „Hochschuldidaktische Ringvorlesung„. Die Vorlesungen werden aufgezeichnet und online zur Verfügung gestellt.

Die Themen sind vielfältig:
„Vorlesungsaufzeichnung – technische Voraussetzungen und didaktische Konsequenzen“
„Systematic Development of University Teaching“
„Diversity in der Ingenieurausbildung: Lehre, Forschung, Organisation“

Zwei Videos habe ich ausgewählt, um Sie direkt auf unserem Blog zu zeigen: „Kompetenzorientiert Lehren, Lernen und Prüfen“ und „Didaktische Reduktion – Auswahl, Konzentration und Vereinfachung“.

 Für mich sind diese beiden Themen unmittelbar miteinander verknüpft und im Kern sagen sie:

  1. Machen Sie sich klar, welche Kompetenzen die Studierenden am Ende ihres Studiums, am Ende des Semesters, am Ende einer Stunde, erworben haben sollen.
  2. Definieren Sie Lernziele für Ihre Veranstaltung.
  3. Werden Sie sich bewusst, welche Lehr-/Lernmethoden Sie einsetzen müssen und welche Inhalte wirklich relevant sind, um diese Lernziele für Ihre Studierenden erreichbar zu machen.
  4. Werfen Sie Inhalte raus, die nicht notwendig sind, um das Ziel zu erreichen.
  5. Denken Sie aus der Perspektive der Studierenden.
  6. Es geht nicht darum, dass ich als Experte/Expertin mit meinem Fachwissen glänze. Es geht darum, Studierenden mit einer guten Veranstaltungsplanung ihren eigenen Weg durch ein Stoffgebiet finden und sich ihr eigenes Wissen und Kompetenzen aufbauen zu lassen.
  7. Die Prüfung muss anhand der angestrebten Lernziele und zu erreichenden Kompetenzen konzipiert werden.

Nun zum ersten Video:

„Kompetenzorientiertes Lehren, Lernen und Prüfen – Wo muss man ansetzen, um Kompetenzen wirkungsvoll zu fördern?“,
Prof. Dr. Niclas Schaper, Universität Paderborn, 16.06.2014*

Direkter Link, falls Einbettung nicht funktioniert. | Link zum Video auf der Seite der TU Berlin.

Wichtige Punkte in diesem Beitrag sind für mich folgende:

  • Lernziele nicht mit Lehrinhalten verwechseln. Was sollen die Studierenden am Ende der Stunde, am Ende des Semesters können?
  • Aus Studierendenperspektive denken. Es kommt weniger darauf an, was ich als Lehrende mit den Inhlaten der Veranstaltung machen möchte, sondern welche Kompetenzen/Fähigkeiten kann ich als Studierende/ durch die Veranstaltung erwerben/vertiefen.
  • Ab Min. 17 geht es um zentrale Bestimmungsmerkmale wissenschaftlich-akademischer Kompetenzen.
  • Ab Min. 27:47 wird über eine „Curriculumswerkstatt“ gesprochen. Diesen Punkt finde ich sehr zentral, weil er verdeutlicht, wie wichtig es ist, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen, um die Ziele eines Studiengangs zu besprechen und ihr Erreichen klar zu strukturieren und festzulegen.
  • Ab Min. 32:47 werden Formen und Arten von Lernergebnissen vorgestellt und in Min. 37 eine Systematik zur Einordnung der definierten Lernziele gezeigt.
  • Constructive Alignment: Lernziele, eingesetzte Methoden in der Lehrveranstaltung und die Prüfungsform müssen miteinander übereinstimmen und aufeinander bezogen sein.

„Didaktische Reduktion – Auswahl, Konzentration und Vereinfachung“,
Prof. Dr. Martin Lehner, Fachhochschule Technikum Wien, 20.01.2014

Direkter Link, falls Einbettung nicht funktioniert. | Link zum Video auf der Seite der TU Berlin.

Wichtige Hinweise, Anregungen und Tipps sind für mich:

  • Welche Rollenzuschreibung habe ich als Lehrende für mich vorgenommen?
  • Man gerät leicht in die Vollständigkeitsfalle und unterliegt oft dem Drang ALLES zum Thema sagen zu wollen. Häufig ist dies kontraproduktiv. Für Fachleute kann es eine Herausforderung sein, sich kurz zu fassen. In der Planung einer Veranstaltung braucht es viel Zeit, sich den Kern des Themas klar zu machen.
  • In Min. 25 stellt Prof. Lehner eine Toolbox der Reduktion vor, z.B. die „Siebe der Reduktion“.
  • In Min. 33 stellt er Reduktions-Tipps vor.
  • Ein sinnvolles Prinzip ist das „In-out-Prinzip“: Gibt man einen neuen Inhalt in eine Veranstaltung rein, muss ein alter raus.
  • Ab Min. 39 werden Beispiele für das Ermitteln wesentlicher Inhalte gegeben.
  • Ab Min. 45:45 geht es um das Vereinfachen Lerninhalten.
  • Und immer wieder der Hinweise: Eine Veranstaltungsplanung braucht Zeit. Gute Darstellungen (er-)finden, den Kern ermitteln, gute Fragen und Arbeitsaufträge erstellen, dauert manchmal Wochen.
  • Wenn man die Ziele für sich und seine Veranstaltung geklärt hat, ist es einfacher, auch den Lernstoff auf das Wesentliche zu verdichten.

An dieser Stelle geht mein herzlicher Dank an Frau Dr. Rummler (TU Berlin, Hochschuldidaktik), die meine Anfrage, die Videos auf unserem Blog zu zeigen, positiv beantwortet hat.