09 Nov

Lehrpersönlichkeits-Coaching VI: Wann sind Teams erfolgreich?

Die Frage nach den Erfolgsbedingungen produktiver Teamarbeit ist für Lehrpersönlichkeiten in zweierlei Hinsicht relevant: Zum einen für die Betreuung von studentischen Teams bei Referaten oder Forschungsprojekten. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wann Teams erfolgreich sind, auch bei der lehr- oder forschungsbezogenen Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen. Für beide Settings bewährt hat sich das GRPI-Modell, das vier Grundpfeiler von Teamarbeit beschreibt: G = Goals (Ziele); R = Roles (Rollen & Verantwortlichkeiten); P = Process (Arbeits- und Kommunikationsprozesse); I = Interpersonal Relationship (Normen & Werte der Zusammenarbeit). Daraus leiten sich vier Erfolgsbedingungen produktiver Teamarbeit ab, die im folgenden Schaubild zusammengestellt sind.

 

Hilfreich für die teaminternen Abstimmungsprozesse hinsichtlich gemeinsamer Ziele, geklärter Rollen und Verantwortlichkeiten, definierter Arbeits- und Kommunikationsprozesse sowie vereinbarter Umgangsregeln ist die „Checkliste Erfolgsbedingungen produktiver Teamarbeit“.

Hat ein Team seine Antworten auf diese Schlüsselfragen gefunden bzw. ausgehandelt, so sind die Weichen für produktive Teamarbeit gestellt. Bewährt hat sich hierbei, insbesondere bei größeren Teams, ein Moderator, der die Abstimmungsprozesse strukturiert, auf eine ausgewogene Redezeit achtet, unterschiedliche Standpunkte benennt etc. Schon an dieser Stelle haben Teams eine erste Grundsatzentscheidung zu treffen, nämlich ob sie mit einer festen oder einer teamintern rotierenden Moderatorenrolle arbeiten.

Wenngleich bei studentischen Teams das übergeordnete Ziel in aller Regel durch die Lehrpersönlichkeit vorgegeben ist, z.B. Poster-Präsentation am 31. Januar, haben diese nach wie vor „smarte“ Teilziele festzulegen. Greifen (studentische) Teams bei der Organisation ihrer Arbeits- und Kommunikationsprozesse auf das „3-Stufen-Schema“ zurück, das Arbeits- und Zeitplan, Ressourceneinsatz sowie Kommunikationsanlässe umfasst, so stellt dies in aller Regel eine nachhaltige Konfliktprävention für die weitere Teamarbeit dar.

Insbesondere bei zwei Aspekten des „3-Stufen-Schemas“ ergeben sich häufig sehr große Diskrepanzen zwischen Team-Mitgliedern. Erstens bei der Beschreibung von Aufgaben, die in aller Regel auch implizite Erfolgskriterien und Erwartungen beinhaltet; zweitens bei den Schätzungen der voraussichtlich benötigten Arbeitszeit für die einzelnen Aufgaben. Darüber hinaus unterschätzen insbesondere studentische Teams häufig den Arbeitsaufwand für die einzelnen Aufgaben bzw. in unserem Beispiel für die Arbeitsschritte zur Poster-Präsentation. Bei der Begleitung von studentischen Teams neben dem Arbeits- und Zeitplan auch die veranschlagte Arbeitszeit für die einzelnen Aufgaben einem Realitätscheck zu unterziehen, könnte ein Angebot seitens der Lehrpersönlichkeit darstellen, um zu großem (nicht-intendierten) Zeitdruck und damit einhergehenden Konflikten vorzubeugen. Oder, wenn der Prozess vollständig eigenverantwortlich gestaltet werden soll, den Studierenden nach Abschluss der Teamarbeit eine Reflexionsmöglichkeit darüber anzubieten, was sich begünstigend bzw. hinderlich auf die Produktivität ausgewirkt hat und wie sie dies beim nächsten Projekt handhaben möchten.

Was mir besonders am Herzen liegt: Die für konstruktive und produktive Teamarbeit erforderlichen Kompetenzen als etwas zu betrachten, was – wie auch fachwissenschaftliche Kompetenzen – gelernt werden will, wofür es Lernräume bedarf, Möglichkeiten der Selbst- und Prozessreflexion. Eine Verfahrensweise zur Vereinbarung von Umgangsregeln zwischen Team-Mitgliedern, also die Schaffung der vierten Erfolgsbedingung im GRPI-Modell, wird im nächsten Beitrag zum Lehrpersönlichkeits-Coaching vorgestellt.