Unkrautbestimmung und Live-Voting
Eine besondere Übung zur Unkrautbestimmung
Ein Gastbeitrag von Matthias Schumacher, Fg. Herbologie:
Ich denke, durch selbstständiges, praktisches Ausprobieren (mit kleinen Hilfestellungen) macht es den Studierenden am meisten Spaß zu lernen. Wer erinnert sich nicht am liebsten an Module, in denen man als Studierender mal praktisch anpacken konnte? An denen etwas anders war? Die überrascht haben? Unter diesem Gedanken ist auch das Modul „Integrierter Pflanzenschutz mit Übungen“ aufgebaut. Eine Woche wird hier geblockt auf dem Ihinger Hof verbracht und die Vorlesungen werden mit viel praktischer Lehre unterstützt.
Ein Thema in dieser Woche ist die Artenvielfalt von Unkräutern und die Erhaltung seltener, gefährdeter Arten. Da es relativ lange dauert, die Merkmale der einzelnen Arten zu erklären, um diese erkennen zu können, war mein Gedanke, die Studierenden dies selbst entdecken und erlernen zu lassen, also Learning by Doing.
Als Hilfe hatten sie dafür einen Bestimmungsschlüssel für 21 Arten, die auf einem nahe gelegenen Feld ausgesät worden waren. Um den Lernerfolg kontrollieren zu können, brauchte ich irgendeine Art Rückverfolgung, auf die ich in einem Workshop der Arbeitsstelle Hochschuldidaktik zur „Mobilen Lehre“ stieß.
Herr Forster vom KIM der Universität Hohenheim experimentiert im Moment mit verschiedenen Systemen, um in Räumen an unterschiedlichen Stellen jeweils andere Lehrinhalte abrufen zu können. Dies funktioniert zum Beispiel über Systeme wie iBeacons, NFC Chips und QR Codes. Letztendlich entschied ich mich dafür, QR Codes für die geplante Übung zu verwenden, da diese in finanzieller und praktikabler Hinsicht die optimalste Lösung boten. Diese QR Codes wurden mit Links zu Live-Voting Fragen in ILIAS verbunden und direkt an den Unkräutern angebracht.
Nach einer kurzen Einführung in die Artenvielfalt, die Benutzung des Bestimmungschlüssels und des Live-Votings, zogen die Studierenden mit ihren oder mit geliehenen Smartphones los, um die Unkrautarten zu bestimmen. Pro Art gab es vier Antwortmöglichkeiten zur Auswahl. Hatten die Studierenden eine Art bestimmt, wurde mir dies im Live-Voting angezeigt, sie selbst konnten jedoch nicht gleich sehen, ob sie mit der Antwort richtig lagen. Am Ende der Bestimmungsübung kamen wir am Feldrand im Plenum zusammen und besprachen die Ergebnisse der Live-Votings.
Dabei konnte nun auf schwierige Arten eingegangen werden, die von vielen nicht richtig bestimmt worden waren. Ich war positiv überrascht, dass die Studierenden die meisten Arten selbstständig allein oder in kleinen Gruppen, richtig bestimmt hatten.
Die Resonanz der Studierenden war sehr durchwachsen. Der größte Wunsch war, direkt zu wissen, ob die über das Live-Voting abgegebene Antwort richtig oder falsch war. Da das Live-Voting erst am Ende der Bestimmungsübungen besprochen wurde, waren sich die Studierenden oft nicht mehr sicher, bei welcher Pflanze sie wie abgestimmt hatten. Das Konzept an sich fanden sie aber ansprechend und die Mehrheit fand die Übungen „gut aber ausbaufähig“. Einige wenige jedoch fanden die Verbindung der Übungen mit QR Codes nicht sinnvoll und hätten sich lieber eine direkte Besprechung der Arten gewünscht. Für das nächste Semester lässt sich dieses System verbessern, z.B. durch eine Nummerierung der QR Codes, damit die Studierenden sich in ihren freien Stunden nochmals eigenständig auf dem Feld mit den Arten beschäftigen können. Eine weitere Motivation für die Studiereneden wäre sicherlich, dass sie direkt nach Beantwortung einer Testfrage, sprich der Bestimmung einer Art, sehen, ob sie dies richtig oder falsch gemacht haben.