24 Jun

Eine (Inter)aktive Übungsveranstaltung mit einer Großgruppe

                                                                                   

DSC_0066Ein Gastbeitrag von Stephanie Treger aus dem Fachgebiet BWL /Unternehmensführung

Ich glaube fest daran, dass Studierende, die zur Mitarbeit angeregt werden und die selbst nachdenken (statt Lösungen präsentiert zu bekommen) mehr Spaß am Lernen haben und darüber hinaus mehr lernen. Was aber, wenn es sich um eine sehr große Lehrveranstaltung handelt, wie die Übung zur Bachelorveranstaltung „Grundlagen der BWL“, in der knapp 500 Studierende zusammenkommen? Ist es möglich, mit 500 Studierenden eine aktive Übung durchzuführen? Wie erhalte ich als Lehrende Feedback, ob die Aufgaben zu schwer/zu leicht sind und ob sie verstanden wurden? Und wieviel Interaktion ist bei dieser Gruppengröße überhaupt möglich?

Im Rahmen von drei Übungsterminen im Wintersemester 2014/15 habe ich versucht, verschiedene aktivierende Methoden umzusetzen. Insbesondere durch die Integration von ILIAS konnte ich mich bereits vor der Veranstaltung auf die Stärken und Schwächen der Gruppe einstellen.

Vor der Übungsveranstaltung

Eine Woche vor jedem Übungs-Termin wurden Übungsaufgaben auf ILIAS bereitgestellt. Die Aufgaben sollten von den Studierenden bis zur Übung vorbereitet werden. Zusätzlich gab es für die Studierenden auf ILIAS die Möglichkeit, bereits im Vorfeld der Präsenz-Übung zu evaluieren, wie sie mit den Aufgaben zurechtkommen. Hierfür wurde für jede Übungseinheit eine Umfrage erstellt. Für jede Teilaufgabe konnten die Studierenden die Aussage „Beim Bearbeiten der Frage X“ mit: „…hatte ich keine Probleme die Frage zu lösen“, „…hatte ich Probleme die Frage zu lösen, habe es aber geschafft“ oder „…hatte ich Probleme die Frage zu lösen und habe es nicht geschafft“ vervollständigen (siehe Abbildung). Durch die Auswertung der Umfrage durch ILIAS konnte anschließend in der Übungsveranstaltung intensiver auf Aufgaben eingegangen werden, welche vermehrt Probleme verursacht hatten.

Grafik Treger Zuschnitt

 

In der Übungsveranstaltung

In den Veranstaltungen kamen unterschiedliche Methoden zum Einsatz, darunter auch Live-Voting. Dieses lässt sich mit wenigen Klicks über ILIAS erstellen und funktioniert ähnlich wie die aus dem Fernsehen bekannten TED Umfragen. Die Studierenden geben ihre Antworten entweder über ihr Smartphone oder den Laptop ab und gemeinsam kann dann das Ergebnisdiagramm besprochen und ausgewertet werden. Angelehnt an die Idee der Peer Instruction von Eric Mazur kann die Abstimmung auch abgewandelt werden. Ergeben die Antworten der Studierenden ein uneinheitliches Bild, kann nach der ersten Abstimmungsrunde zu einer kurzen Murmelphase mit dem Sitznachbarn übergeleitet werden, in der noch einmal gemeinsam überlegt wird, ob es weitere korrekte Antworten gibt. Anschließend wird die Abstimmung wiederholt und im Optimalfall wird die korrekte Antwortmöglichkeit mehrheitlich gewählt.

Die Live-Votings wurden insgesamt von den Studierenden gut aufgenommen und die Beteiligung ist –  sofern die Technik mitspielt – rege. Für den/die Lehrende/n bietet ein Live-Voting eine zusätzliche Möglichkeit, den Leistungsstand der großen Gruppe zu überprüfen, das eigene Lehrtempo anzupassen und Wissenslücken der Gruppe aufzudecken.

Nach der Übung

Die während der Veranstaltung erstellten Lösungsvorschläge, wurden auf ILIAS bereitgestellt. Fragen von Studierenden, die zwischen den Veranstaltungen per Mail gestellt werden konnten, wurden in die nächste Veranstaltung aufgenommen und im Plenum beantwortet (zuvor natürlich per Mail an den/die Fragende/n).

Die Übung wurde aufgezeichnet, so dass es allen Studierenden möglich war, die Übung wann immer, wo immer und beliebig oft anzusehen.

Ziel erreicht?

Es lässt sich auch mit großen Gruppen aktiv arbeiten und gerade durch den Einsatz von E-Learning profitieren Studierende und DozentInnen. Die Lernkurve zur Verwendung der Tools nimmt auf beiden Seiten im Laufe des Semesters zu und so vermute ich, dass sich die aktivierenden Methoden gezielter und effektiver einsetzen lassen, wenn mehr als 3 Lehrveranstaltungen zur Verfügung stehen oder Studierende bereits aus vorherigen Veranstaltungen Erfahrungen mit E-Learning gemacht haben. Auch ein Punktwert über 80% korrekte Antworten in übungsähnlichen Klausuraufgaben spricht für den Erfolg des Konzepts.

P.S.: Herzlichen Dank an die TeilnehmerInnen des FIT für die Lehre Kurses für die Quelle der Inspiration und Friederike Hoffmann für die fachkundige Unterstützung bei allen technischen und didaktischen Fragen in der Vorbereitung.